27. Juni 2013
Noch bis 21. Juli: Landshuts glanzvolle Mittelalter-Hochzeit.
Wohl keine Hochzeit der Renaissance ist in ihrem Verlauf so detailliert überliefert wie die der polnischen Königstochter Hedwig Jagiellonica mit dem Bayernherzog Georg dem Reichen im November des Jahres 1475. Seit 1902 wird das Großereignis unter reger Beteiligung der Landshuter Bürgerschaft im Turnus von vier Jahren originalgetreu nachgespielt. Ab 28. Juni ist es wieder so weit: Dann bildet die Innenstadt der Hauptstadt Niederbayerns einmal mehr die Kulisse für Deutschlands größtes Historienspiel. Bis 21. Juli werden über eine halbe Million Besucher erwartet.
Wie in früheren Zeiten gang und gänge, war auch die Vermählung zwischen der 18-jährigen Tochter des Polenkönigs Kasimir IV. Jagiello und ihres damals 20 Jahre alten Bräutigams, der auf der Burg von Burghausen aufgewachsen war, eine arrangierte Verbindung. Staatsraison diktierte die Liaison, in der die Königshäuser von Polen und Habsburg sowie das Herzogtum Bayern-Landshut zusammenfanden. Die Vernunftehe, über die übrigens mehr als ein Jahr lang zwischen den Höfen von Krakau und Landshut verhandelt worden war, folgte handfesten Interessen: Mit ihr versicherten sich Christenheit und Reich ihrer festen Verbundenheit gegen die Osmanen, die 22 Jahre zuvor Konstantinopel erobert und damit dem christlichen Oströmischen Reich ein Ende bereitet hatten.
Hedwigs Verheiratung erwies sich für den königlichen Hof als äußerst einträglich. So soll sie ihrem Vater 32.000 Gulden eingebracht haben – nach heutigem Wert umgerechnet rund 6,5 Mio. Euro. Entsprechend wenig zurückhaltend betrieb man auch die Hochzeitsfeierlichkeiten selbst. Sechs ganze Tage lang sonnte sich die Stadt in einer glanzvollen Festivität, bei der sich auch der Kaiser und fast sämtliche Kurfürsten mit ihrer Entourage die Ehre gaben. Insgesamt 10.000 Gäste sollen zur Landshuter Hochzeit begrüßt worden sein. Trinkend, tanzend und sich bei diversen Ritterturnieren vergnügend machten sie den Anlass zum größten Fest des Mittelalters.
Aus der Ehe des Landshuter Hochzeitspaares gingen übrigens fünf Kinder hervor. Schillerndste Figur wurde später Tochter Elisabeth (* 1478), die als Elisabeth von Bayern und Pfalzgräfin bei Rhein von Testaments wegen zur Nachfolgerin ihres Vaters im Herzogtum bestimmt wurde. Hier führte sie von 1496 an ein strenges Regiment. Elisabeth setzte an der Seite ihres Gatten Ruprecht den rigiden Regierungskurs ihres Vaters fort – und löste so den Landshuter Erbfolgekrieg aus, in dessen Verlauf 1504 und 1505 weite Teile Bayerns dem Boden gleichgemacht wurden. Sein Ende sollte sie nicht mehr erleben: 1504 verstarb sie mit erst 26 Jahren. Am 20. August war ihr Mann Ruprecht – gerade erst zum Statthalter Niederbayerns bestellt – der grassierenden Ruhr erlegen. Am 17. September, drei Tage nach der entscheidenden Niederlage der mit ihr verbündeten böhmischen Truppen, raffte die Epidemie auch die junge Elisabeth dahin.
Sie möchten die bewegende Geschichte um die Hochzeit von Hedwig und Georg live in Landshut verfolgen? Dann planen Sie doch schon mal eine Übernachtung ein. Wir empfehlen das Landshuter Hotel Lifestyle in der Flurstraße 2. Ganz unbescheiden nennt es sich auch „die Schokoladenseite“. Was sich übrigens nicht als Anspielung auf andere, weniger respektable Seiten der Isarstadt versteht. Vielmehr liegt die Herberge mit ihren 44 Zimmern und 10 Suiten in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer alteingesessenen Schokoladenfabrik. Weswegen die Betreiber dem Gast ein „extra-süßes“ Begrüßungslächeln versprechen. Sehr sehenswert: die Hotelbar, in welcher der sogenannte „Holzwurmaperitif“ gereicht wird. Probieren!
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