7. Januar 2012
Würzburg. Diesseits von Afrika.
Wer von Würzburg erzählt, kommt um Afrika nicht herum. Wie das? Die Unterfranken-Metropole ist Schauplatz von Europas größtem Festival für afrikanische Musik und Kultur. Und das bereits seit einem Vierteljahrhundert. Dieses Jahr steigt das International Africa Festival auf Würzburgs Talavera-Mainwiesen vom 25. bis 28. Mai. Erwartet werden mehr als 250 Musiker und Tänzer, die 2012 vor allem aus zwei Ländern kommen: dem Senegal und den Kapverden. Was für eine gute Gelegenheit, via Afrika auch Bayerns fünftgrößte Stadt ein bisschen näher kennenzulernen!
Würzburg Ende Mai – das kann erfahrungsgemäß auch schon mal eine ziemlich nasse Angelegenheit sein. Darum haben die Veranstalter für alle Eventualitäten vorgesorgt und für ihr Festival neben vier Freilicht-Bühnen auch mehrere Zirkuszelte im Angebot. Das hält – notfalls – den Regen draußen, aber in jedem Fall die Stimmung drin. Was allerdings nicht schwer fallen dürfte, angesichts einer Fülle von Programmpunkten, die alle Sinne bedienen: So serviert Afrika Speisen und Getränke, präsentiert seine Handwerkskunst und bietet auch anderen Musikrichtungen ein Forum – zum Beispiel aus der Karibik.
Aber warum noch ferner schweifen? Afrika selbst bringt in Würzburg mitreißende Weltmusik zu Gehör. Und das mal französisch, mal portugiesisch-kreolisch. Auf mindestens drei Top-Interpreten darf man sich freuen, allen voran auf Omar Pene, der Mbalax-Legende aus dem Senegal. Mbalax ist eine in Westafrika populäre Musikrichtung, die viele unterschiedliche regionale Einflüsse mit schnellem Rhythm & Blues sowie mit Latino-Musik mischt. Der 56-jährige Omar Pene gilt in seinem Heimatland Senegal als Inbegriff des Mbalax, seine Stimme begeistert Musikfans in aller Welt.
Kapverdische Wurzeln hat Sara Tavares, die 2001 auf dem Afrika Festival in Würzburg ihren ersten großen Auftritt hatte.
Die Sängerin, heute in Portugal zu Hause, bezieht ihre musikalischen Inspirationen aus verschiedenen Stilrichtungen, darunter aus der Morna, dem Blues der Kapverdischen Inseln, und dem melancholischen Fado Portugals. Kombiniert mit Pop-, Soul- und Jazz-Elementen hat sie daraus einen ganz eigenen Klang entwickelt.
Als Geheimtipp des Festivals 2012 gehandelt wird Y’AKOTO, eine musikalische Kosmopolitin, die als Tochter einer Deutschen in Hamburg geboren wurde und in Ghana, der Heimat ihres Vaters, aufwuchs. Nach Zwischenstationen in Kamerun, Togo und Tschad ist sie inzwischen wieder nach Hamburg zurückgekehrt. Hier betätigt sich dei 23-Jährige als Komponistin eigener Songs, die sie selbst unter den Begriff „Soul-Seeking-Music“ fasst und die oft ein soziales Anliegen verfolgen. So handelt ihr Song „Tamba“ etwa vom Schicksal eines afrikanischen Kindersoldaten. Musik, die niemanden kalt lässt.
Wenn Sie abseits von Morna und Soul-Seeking noch ein wenig Zeit finden sollten: Schauen Sie doch auch mal in der Würzburger Residenz vorbei. Gemeinsam mit Hofgarten und Residenzplatz wurde sie 1981 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
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