26. Januar 2012
Bamberg: „Klein-Venedig“ groß im Kommen.
Fällt der Begriff „Bamberg“, steht auch schon die Assoziationskette: Bamberger Reiter, Biertradition, Dom, größter unversehrt erhaltener historischer Stadtkern Deutschlands, UNESCO-Weltkulturerbe und – bezogen auf 2012 – auch Landesgartenschau und Domjubiläum. Meine Güte! Kann man sich so vielen festgefügten Bildern im Kopf überhaupt noch unbefangen nähern? Man kann. Wenn man bereit ist, das Klischee „Bamberg“ ein wenig gegen den Strich zu bürsten.
Lektion Nummer 1: Im Bamberger Stadtrat sitzen seit 1996 die Bamberger Realisten (BR). Das kann kein Zufall sein. Lassen Sie sich also keinen Bären aufbinden – und sehen Sie mal genauer hin. Helfen könnte Ihnen die Teilnahme an der Nachtwächterführung vom 15. bis 17. März 2012. Unterwegs „durch verwunschene Gassen“, wie es in der städtischen Ankündigung heißt, bringt man Ihnen „Geschichten, Anekdoten und die Sagen Bambergs unterhaltsam näher“. Nähere Information gibt es auch im Voraus. Telefonisch unter 0951/2976-200.
Lektion Nummer 2: Die fränkische Kaiser- und Bischofsstadt im Tal der Regnitz bietet auch abseits der Postkarten-Motive reizvolle Übernachtungsgelegenheiten. Tipp: Buchen Sie besser keine Ferienwohnung in „Klein Venedig“, wie die ehemalige Fischersiedlung in unverblümter Anspielung genannt wird. Natürlich! Mit der Lagunenstadt von Weltruhm sollte sich das fränkische Kleinod besser nicht vergleichen. Wozu auch? Bamberg hat seinen ganz eigenen Charme – und Gott sei Dank keine Rialto-Brücke.
Lektion Nummer 3: Seit Mai 2009 trägt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“. Aber hallo! Andere, weit größere Städte errichten sich Kulturzentren, um sich den Anschein der Weltläufigkeit zu geben. Bamberg hat Vielfalt. Abseits allgegenwärtig wabernder Brautradition bietet die Unistadt nämlich Entdeckungswürdiges: Jazz zum Beispiel oder Theater in den – ja – vielfältigsten Nuancen: mal klassisch, mal als Marionetten- oder Schattentheater. Und dann gibt es da ja auch noch das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia, an dem jährlich sechs deutsche und sechs ausländische Künstler aus Literatur, bildender Kunst und Musik zwölf Monate lang – als Stipendiaten – leben und arbeiten können. Welche Kommune dieser Größe hat so etwas schon zu bieten?
Lektion Nummer 4: E.T.A. Hoffmann. Genau! Der war auch hier. 1808 kam das Multitalent, das Komponist, Maler und Dichter war, nach Bamberg, um als Musikdirektor zu wirken. Fünf Jahre ist der gute Ernst Theodor Amadeus geblieben. Lang genug, um die Stadtväter davon zu überzeugen, das eigene Theater dermaleinst nach ihm zu benennen.
Lektion Nummer 5: Bambergs Verfassung war Vorbild für die erste demokratische Verfassung Bayerns. Das aber soll hier einfach mal eine Randnotiz bleiben. Ebenso wie die Tatsache, dass der Name von Bambergs amtierenden Stadtoberhaupt Starke natürlich in keinem Zusammenhang zum berühmten Bamberger Rauchbier namens Schlenkerla steht. Das nämlich dürfen Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Hinfahren!
älterer Artikel | neuerer Artikel |