31. Oktober 2012
Wasserburg – kleine Perle am großen See.
Lindau, Wasserburg, Nonnenhorn – so lautet die Kadenz der drei Anrainergemeinden an der bayerischen Bodensee-Riviera. Unter allen dreien spielt Lindau zumeist die erste Geige. Und dies nicht nur der „Tagung der Nobelpreisträger“ wegen, die seit 2000 alljährlich in der Großen Kreisstadt stattfindet. Wir aber lenken heute den Blick auf Lindaus rund 3.500 Einwohner zählenden und gerade mal fünf Kilometer entfernten kleinen Bruder Wasserburg.
Lindau und Wasserburg eint nicht nur die Nachbarschaft; jeder der Orte besitzt auch eine Halbinsel, die im Fall von Wasserburg zwar weit weniger groß, dafür aber nicht minder malerisch geraten ist. Neben dem Schloss Wasserburg mit seinen bis zu drei Meter starken Mauern (heute Hotel) und dem Malhaus (einst Gericht, heute ein Museum) beherbergt das Eiland auch die Kirche St. Georg. Drei ihrer vier Hauptpfeiler tragen Steintafeln, die an besondere Winter der Bodensee-Geschichte erinnern: 1573, 1830 und 1963. In diesen drei Jahren fror das „Schwäbische Meer“ vollständig zu. „Seegfrörne“ hat der Allgäuer Volksmund die seltenen Ereignisse getauft.
Darüber hinaus findet man auf der Wasserburger Halbinsel auch eine Schiffsanlegestelle, von der aus Passagierschiffe nach Lindau und Konstanz sowie ins österreichische Bregenz und nach Rorschach (Schweiz) fahren. Zudem gibt es einen Fischerei- und einen Sportboothafen. Eigentlich ein Wunder, dass hier noch jemand Augen fürs Fischen hat! Angesichts einer schier überwältigenden Aussichtslage, die sich von hier auf die Berge der Hochalpen bietet …
Wasserburg, das bis 1926 „Mitten“ hieß, hat vor allem kulturinteressierten Gästen einiges zu bieten. Erste Anlaufstelle ist das schon erwähnte Museum mit seinen wechselnden Sonderausstellungen. Im Malhaus hat die Gemeinde für ihren prominentesten Ehrenbürger, den Schriftsteller Martin Walser, eine Dauerausstellung eingerichtet. Walser hat in Wasserburg seine Kinder- und Jugendzeit verbracht und seine Erinnerungen an die Jahre zwischen den Weltkriegen in seinem Roman „Der Springende Brunnen“ niedergeschrieben. Wer den kleinen Ort am großen See zwischen Mai und Oktober besucht, stößt auf Schritt und Tritt auf Skulturen, die in jährlich wechselnden Ausstellungen zu einem „Museum unter freiem Himmel“ arrangiert werden.
Und sonst? Ist Wasserburg der ideale Ausgangspunkt für ausgiebige Wanderungen in traumhaft schöner Natur. Im fruchtbaren apfelwiesen- und weinrebenbestandenen Hinterland erstrecken sich kilometerlange Rad- und Wanderwege vor prächtiger Alpen- und Seekulisse. Ihrer Aromen wegen betörend ist vor allem die Zeit der Obstblüte im Frühling bzw. der Apfelernte im Herbst. Früher als anderswo hält hier am Bodensee das Frühjahr ein, dann verwandeln tausende Apfelbäume das Land in ein weißes Blütenmeer. Welch ein atemberaubend schöner Kontrast zu den Gipfeln der nahen Alpen, die zu dieser Jahreszeit noch mit Schnee überzuckert sind!
Wer mag, kann den Bodensee auch auf einer rund 50 Kilometer langen Drei-Länder-Tour zu Lande und zu Wasser erkunden. Zunächst geht es auf dem Bodensee-Radwanderweg ins nahe Lindau, dann weiter nach Lochau und Bregenz auf die österreichische Seite. Hier lädt die Seepromenade zum Verweilen ein. Auf der Strecke nach Hard locken Badestrände. Fussach, Höchst, Gaissau und Rheineck mit seiner malerischen Gartenanlage lauten die nächsten Stationen. Kurz nach der Schweizer Grenze erreichen Sie schon Rorschach, von wo es mit dem Schiff direkt nach Wasserburg zurück geht.
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