Reisetipps für den Urlaub in Bayern oder ein paar freie Tage zu zweit

17. Februar 2012

Lust auf Biwak bei minus 39 Grad?

Europa im Dauerfrost. Ganz Europa? „Ja“, fragt sich mancher, „ist denn die Bibberkälte nicht längst schon vorbei?“ Nicht ganz. Während der größte Teil Deutschlands wieder auftaut, sitzen die Temperaturen in Osteuropa vielerorts weiterhin tief im Keller. Auch das bayerisch-böhmische Grenzgebiet ist betroffen. In Tschechien ist der Frost sogar eine Attraktion: Dort hat in manchen Gegenden eine Art Kälterekord-Tourismus eingesetzt.

Die Aussicht auf neue Kälterekorde lockte zuletzt „Extremtouristen“ in den Böhmerwald. Ungewöhnlich tief waren die Temperaturen nämlich nicht nur im Bergland gefallen, sondern praktisch im gesamten Land. Doch Pustekuchen! Der offizielle tschechische Kälterekord für die Bierstadt Budweis (minus 42,2 Grad, gemessen im Jahre 1929) hielt. Auch diesen Winter wurde die Minusmarke – wenn auch haarscharf – wieder verpasst. Rekordverdächtig fror man in der kleinen Böhmerwald-Gemeinde Kvilda (deutsch: Außergefilde) unweit der Grenze zu Bayern. Dort herrscht nun schon seit einigen Wochen geheimnisvolle Betriebsamkeit. „Schuld“ hat Antonin Vojvodik, ein Freizeit-Meteorologe aus Vimperk, Freyungs Partnerstadt im Böhmerwald. Aus eigenen Messungen glaubt Vojvodik zu wissen, wo sich die kälteste Stelle von Kvilda befindet. Seinen Berechnungen zufolge liegt sie nicht im Ort selbst, sondern ein wenig außerhalb im Kerngebiet des Nationalparks Sumava. Und genau hier hatte der Amateur-Wetterfrosch mit der Lizenz zur offiziellen Messung eine eigene weiße Mess-Station aufgebaut.

Wo genau die Stelle liegt, darüber hüllte sich Vojvodik zuletzt in Schweigen. Aus gutem Grund. Schließlich machen den Behörden immer wieder Extremtouristen zu schaffen, die bei arktischen Temperaturen im Freien biwakieren. Aus Sensationslust oder weil es den meisten für eine solche Erfahrung zum Nordpol doch zu zweit wäre. Eine Gruppe tschechischer Frostliebhaber etwa übernachtete unlängst bei minus 39,2 Grad. Für kommende Woche dürfte das Interesse allerdings erst einmal nachlassen – viel zu mild, meldet die Wettervorhersage. Nur bis auf schlappe minus 10 Grad bequemt sich die Kälte noch herunter. Was einen echten Extremtouristen wohl nicht mehr hinter dem Ofen hervorlockt.

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